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Neuartige Venenstents eröffnen Patienten nach Bypassoperationen neue Chancen

Neuartige Venenstents eröffnen Patienten nach Bypassoperationen neue Chancen

Im Rahmen einer internationalen Studie, die von Professor Dr. med. Ivar Friedrich, Chefarzt Herz- und Thoraxchirurgie im Herzzentrum Trier des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier und Professor David Paul Taggart von der Universität Oxford geleitet wurde, haben insgesamt 14 Kliniken in Großbritannien, Deutschland, Österreich und Israel unter Studienbedingungen neuartige Venenstents des israelischen Herstellers VGS implantiert und die Patienten nachuntersucht. Die Ergebnisse wurden nun im wichtigsten Fachblatt der Herzchirurgie, dem „Journal of Thoracic and Cardiovascular Surgery“, publiziert.

Patienten mit schweren Verkalkungen an den Herzkranzgefäßen droht ein Herzinfarkt und Herzschwäche. Luftnot und Schmerzen in der Brust, insbesondere bei Anstrengung, sind die wichtigsten Symptome. Wenn die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreicht, müssen Wege gefunden werden, um die Durchblutung des Herzens zu verbessern. „Dies kann durch Stents geschehen, die in das Innere des Gefäßes eingebracht werden und dann die Verkalkung beiseite drücken, um damit die Durchgängigkeit des Herzens zu verbessern. Sind bereits verschiedene Herzkranzgefäße betroffen, besteht zumeist die Notwendigkeit zur Bypassoperation“, sagt Prof. Dr. med. Ivar Friedrich. 

Umleitungen für den Blutfluss

Bei einer Bypassoperation werden Umleitungen geschaffen, über die das Blut unter Umgehung der Verkalkungen in das Herzkranzgefäß einströmen kann. „Diese Umleitungen können aus Arterien bestehen, die aus der Brustwand oder aus dem Arm herauspräpariert werden oder auch aus Venen, die dem Bein entnommen werden“, erläutert Professor Friedrich. Während die Arterien nicht immer für alle Anschlüsse vorhanden sind, steht die Vene zumeist in ausreichender Länge zur Verfügung. Deshalb werden immer noch in den meisten Fällen Venen verwendet, um Bypässe herzustellen.
Zwischen Venen und Arterien besteht jedoch ein sehr wichtiger Unterschied. In den Venen, in denen das sauerstoffarme Blut zurück zum Körper transportiert wird, ist der Blutdruck nur sehr gering. Demzufolge sind auch die Venenwände nur sehr dünn und haben nur eine dünne Muskelschicht. Arterien hingegen, die das Blut vom Herzen weg transportieren, stehen unter hohem Druck und so sind die Wände kräftig und muskelstark. Bei der Bypassoperation werden die Umleitungen im arteriellen Hochdrucksystem verlegt. Und so kommt es, dass bei der Verwendung von Venen diese von ihrem natürlichen Niedrigdrucksystem in ein Hochdrucksystem verpflanzt werden. „Dafür sind sie ja eigentlich gar nicht gemacht“, erklärt Professor Friedrich. Und so laste nun der hohe Druck auf diesen Gefäßen, was zu erheblichen Veränderungen in der Struktur der so verpflanzten Venen führe. Die langfristige Folge ist, dass in relativ kurzer Zeit Gefäßveränderungen in der Vene passieren, die der Verkalkung von Arterien nicht unähnlich sind. Schon lange sei bekannt, dass nach zehn Jahren nur noch die Hälfte aller Venenbypässe offen und nur noch etwa 10 Prozent frei durchgängig und ohne Verkalkungen sind, erläutert der Trierer Herzchirurg. Die verstopften Venenbypässe transportieren ihrerseits nicht mehr genügend Blut, so dass es wieder zu Angina pectoris und Luftnot kommen kann. Auch das Auftreten eines Infarktes wird wieder wahrscheinlicher. Eine Zweitoperation zur Bypassversorgung ist meist mit einem höheren Risiko verbunden und die Stentimplantation nicht immer erfolgreich. Seit den ersten Venenbypässen vor fast 100 Jahren hat es schon vielfache Versuche gegeben, diesen Degenerationsprozess von Bypässen zu verhindern. Medikamentöse, mechanische und genetische Eingriffe haben bisher keinen Erfolg erbracht.

Neuartige Venenstents können Venenbypässe extern stabilisieren

Nun deutet sich endlich eine Wende an. In Zusammenarbeit mit der israelischen Firma VGS ist es nun gelungen, deutliche Zeichen der Verbesserung der Haltbarkeit von Venenbypässen zu dokumentieren. Eyal Orion, Gründer und Inhaber von VGS hat einen Stent entwickelt, der Venenbypässe von außen stützt. Dadurch lastet der arterielle Druck nicht mehr auf der Gefäßwand sondern auf dem Drahtgeflecht des Stents. Zudem werden die Unregelmäßigkeiten im Gefäßverlauf beseitigt, so dass es nicht mehr zu Verwirbelungen im Blut kommt, die die Innenhaut des Gefäßes schädigen. Dies sind die Ergebnisse im Rahmen der internationalen Studie unter Federführung von Prof. Dr. Ivar Friedrich und Prof. David Paul Taggert.

Erneute Katheteruntersuchungen der unter Studienbedingungen gelegten Venenbypässe nach zwei Jahren haben gezeigt, dass die Gefäßwände bei den Bypassvenen, die mit einem Stent versorgt wurden, zarter waren und weniger Veränderungen aufwiesen als solche Venen, die keinen Stent erhielten. Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren so groß, dass nach statistischer Analyse von einem biologischen Schutzeffekt des Venenstents ausgegangen werden kann. „Verbesserungen durch Schutz der Vene sind bisher noch nie in einer größeren Patientengruppe gezeigt worden und haben auch einen wichtigen Einfluss auf andere Fachgebiete, wie die Gefäßchirurgie, die ebenfalls Venen als Arterienbypass verwenden“, erklärt Professor Friedrich. Auch hier kommt es zu Gefäßveränderungen in den Bypässen, die entweder eine erneute Bypassoperation mit weiteren Venen, mit künstlichen Arterien oder gar einer Amputation zur Folge haben. Auch Patienten, die einen Shunt zur Dialyse erhalten haben, profitieren von diesen Erkenntnissen. Der Shunt kann sich, als Verbindung zwischen den Armarterien, ebenfalls verändern oder von einem solchen Stent geschützt werden.

Nachdem diese wichtige Studie zunächst in Europa durchgeführt wurde, wird sie zur Zeit mit einer größeren Patientengruppe noch einmal in den USA und in Kanada wiederholt. Diese weiteren Studienergebnisse sollen im Laufe des Jahres 2022 vorliegen. „Sollten sich die Befunde bestätigen, wird dies in Zukunft erhebliche Auswirkungen auf die Bypassoperationen mit der Verwendung von Venen haben“, freut sich Professor Friedrich. „Der externe Stent für Venenbypässe wird wohl zum Standard und damit die langfristige Offenheitsrate von Venenbypässen verbessert“, schlussfolgert der Herz- und Thoraxchirurg.


Über das Herzzentrum Trier
Das Herzzentrum Trier versteht sich als Anlaufstelle und Referenzzentrum für alle Therapieformen von Herzerkrankungen in der Region. Es besteht aus den drei Kernabteilungen Kardiologie, Herzchirurgie und Rhythmologie des Brüderkrankenhauses Trier sowie internen und externen Kooperationspartnern.

Im Herzzentrum Trier werden Patienten mit sämtlichen kardiovaskulären Erkrankungen behandelt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf invasiven Therapieverfahren von Herzklappenfehlern an der Aorten-, Mitral- und Trikuspidalklappe, Herzrhythmusstörungen, atherosklerotischen Herzkranzgefäßerkrankungen, Herzmuskelerkrankungen sowie Erkrankungen der thorakalen Aorta.

Die Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie wurde vor 30 Jahren am Brüderkranken­haus Trier etabliert. In all den Jahren ist die Herzchirurgie wichtige Säule der Herzmedizin geblieben und war Vorausset­zung für die Gründung des Herzzentrums Trier vor drei Jahren.

 
 

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