13.02.2020 | Brüderkrankenhaus Trier
Jeder fünfte Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Herzschwäche. Wer auf die Signale seines Körpers hört und Symptome rasch abklären lässt, kann das Fortschreiten der Erkrankung bremsen und sich eine hohe Lebensqualität erhalten, so die Botschaft der Referentinnen einer Patienteninformationsveranstaltung des Herzzentrums Trier. Mit mehr als 180 Besuchern stieß „Das schwache Herz – die unbekannte Volkskrankheit“ auf starkes Interesse.
Am Ende ihres Vortrags gab Neriman Osman ihren zahlreichen Zuhörern gleich mehrere Bitten mit auf den Weg: "Am Anfang einer jeden Therapie steht der Patient selbst", erklärte die Kardiologin und ergänzte: "Helfen Sie Ihrem Arzt bei der Behandlung!". Und für all jene, die noch nicht wüssten, ob sie womöglich an einer Herzschwäche leiden, hatte die Oberärztin im Herzzentrum Trier und Schwerpunktleiterin Herzinsuffizienz noch einen nur scheinbar simplen Rat parat: "Hören Sie auf Ihren Körper!"
Tatsächlich wissen viele der Betroffenen auch deshalb noch nichts von ihrer Erkrankung, weil sie Symptome ignorieren oder diese falsch einordnen, statt frühzeitig ihren Arzt aufzusuchen. So werden Atemnot oder ausgeprägte Müdigkeit oft als vermeintlich unvermeidliche Begleiterscheinungen des Alters gedeutet mit der nicht selten fatalen Folge, dass wichtige Zeit verstreicht und die chronisch fortschreitende Erkrankung gravierendere Symptome zeigt. Dass es soweit nicht kommen muss und sich einiges gegen das Fortschreiten einer Herzschwäche unternehmen lässt, zeigte Neriman Osman anhand des Beispiels einer 49-jährigen Patientin auf.
Dabei machte sie auch deutlich, wie komplex sich die Ursachenforschung bei einer Herzschwäche gestalten kann. Im konkreten Fall lag der Erkrankung eine Herzmuskelentzündung zugrunde, so das Ergebnis intensiver Diagnostik; etwa unter Einsatz eines Herz-MRT. Spezielle bildgebende Verfahren wie dieses seien nur in hochspezialisierten Einrichtungen wie dem Herzzentrum Trier möglich, betonte Neriman Osman, die zugleich unterstrich: Am Beginn steht der Hausarzt, der mithilfe erster Untersuchungen Hinweise auf eine möglicherweise vorliegende Herzinsuffizienz erhalte. Wird diese möglichst früh diagnostiziert und gut behandelt, lässt sich ein Fortschreiten dieser meist chronisch verlaufenden Erkrankung verlangsamen und somit ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität erhalten. Werden Symptome jedoch fortdauernd ignoriert oder auf die leichte Schulter genommen, können die Folgen schwerwiegend sein. Oberärztin Neriman Osman zitierte aus Statistiken, denen zufolge eine unbehandelte Herzinsuffizienz eine schlechtere Prognose habe als verschiedene Tumorerkrankungen.
Auch deshalb wolle man die Versorgung auf dem Gebiet der Herzinsuffizienz weiter ausbauen, kündigte Privatdozent Dr. med. Nikos Werner an. Der Chefarzt der Kardiologie im Herzzentrum Trier hatte als Moderator der Veranstaltung einiges zu tun, denn viele der Zuhörer nutzten die Gelegenheit, den Referentinnen Fragen zu stellen. So war auch Anke Kampmann sehr gefragt, Pflegeexpertin für Herzinsuffizienz im Herzzentrum Trier. In ihrem Vortrag zeigte sie "Zehn Schritte zu mehr Lebensqualität" auf, welche sie in drei Gruppen einteilte: Behandlung, Selbstkontrolle und Alltag anpassen. Ein Rat: "Wenn Sie selbst kochen, sollten Sie auf Salz ganz verzichten", empfahl Anke Kampmann und verwies darauf, dass sich die empfohlene Tagesmenge von sechs Gramm in aller Regel bereits in Lebensmitteln wie Brot oder auch Käse befinde. Wie ihre Vorrednerin unterstrich auch die Pflegeexpertin die Bedeutung der Mitarbeit der Patienten für die Behandlung. So sei eine Gewichtsreduktion in den meisten Fällen hilfreich, doch statt eine Diät zu machen, empfehle sie eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung, die sich ebenfalls in den Alltag integrieren lasse.
Doch bei allem, was nach Verzicht und Herausforderung klinge, müsse und dürfe die Lebensfreude nicht auf der Strecke bleiben: "Machen Sie auch, was Ihnen gut tut und vermeiden Sie nach Möglichkeit Stress", so die Botschaft Anke Kampmanns, die aus langjähriger Erfahrung auch weiß: "Eine Herzschwäche betrifft Körper und Seele."
Die zweite Veranstaltung der Reihe "Herz im Zentrum" findet am Dienstag, 28. April statt. Dann werden Erkrankungen der Herzklappen das Thema sein.