09.04.2020 | Brüderkrankenhaus Trier
Das Herzzentrum des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier erhielt von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) die Auszeichnung „Mitralklappen-Zentrum“. Damit gehört das spezialisierte Zentrum für die Behandlung von Erkrankungen der zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer befindlichen Mitralklappe zu den erst 20 zertifizierten Zentren deutschlandweit (Stand 31. März 2020).
Das von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifizierte
Mitralklappen-Zentrum im Herzzentrum Trier des Brüderkrankenhauses ist auf die
Behandlung von undichten und verengten Mitralklappen, also sogenannte
Mitralklappeninsuffizienzen und Mitralklappenstenosen, spezialisiert.
Undichte
Mitralklappen gehören nach der verengten Aortenklappe zu den häufigsten Herzklappenfehlern.
Die Mitralklappenerkrankungen werden im Mitralklappen-Zentrum mit
katheterbasierten minimalinvasiven oder chirurgischen Verfahren therapiert. In
Rheinland-Pfalz sind aktuell nur das Mitralklappen-Zentrum der
Universitätsmedizin Mainz und des Brüderkrankenhauses Trier zertifizierte Zentren.
"Die Mitralklappe fungiert im Herzen als Ventil und sorgt für den gerichteten
Transport von Blut aus der linken Vorkammer in die linke Hauptkammer des
Herzens. Ist die Klappe undicht oder verengt, vergrößert sich die Vorkammer und
es können unter anderem Herzrhythmusstörungen oder ein Rückstau von Blut in die
Lunge auftreten, was zur Luftnot führt", sagt Privatdozent Dr. med. Nikos Werner,
Chefarzt der Kardiologie und Intensivmedizin am Herzzentrum Trier des
Brüderkrankenhauses. Eine rechtzeitige Therapie von Erkrankungen der
Mitralklappe in einem zertifizierten Zentrum lindere nicht nur die Beschwerden,
sondern sichere vor allem das Überleben, so Dr. Werner weiter. "Das Mitralklappen-Zentrum
des Herzzentrums Trier ist eines der ersten zertifizierten Zentren
deutschlandweit.
"In dem spezialisierten
Zentrum können wir für jeden Patienten nicht zuletzt durch die
interdisziplinäre Zusammenarbeit und somit der Expertise verschiedener medizinischer
Fachdisziplinen des Brüderkrankenhauses ein individuelles und umfassendes Therapiekonzept
gewährleisten", so Markus Leineweber, Hausoberer des Brüderkrankenhauses Trier.
Die Arbeit des
Mitralklappen-Zentrums wurde nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft
für Kardiologie (DGK) überprüft. Schwerpunkte der Überprüfung bildeten die
nachweisliche Erfüllung der für die katheterbasierte Behandlung von
Mitralklappenfehlern notwendigen strukturellen, personellen sowie räumlichen
Voraussetzungen. Diese erfüllt das Mitralklappen-Zentrum vollumfänglich,
bescheinigten die Gutachter der Zertifizierung einstimmig. Ebenso bewertet
wurden die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kardiologie und Herzchirurgie. "Die
gemeinsame Therapieentscheidung im Herzteam ist Kernpunkt unserer Arbeit im
Mitralklappen-Zentrum. Wir führen die Eingriffe an der Mitralklappe Hand in
Hand durch", betont Professor Dr. med. Ivar Friedrich, Chefarzt der
Herzchirurgie am Herzzentrum Trier. Pflegeexperten wie Patrick Uder,
Abteilungsleiter der Herzkatheterlabore, und sein Team unterstützen technisch
und pflegerisch in allen Prozessen.
Im Herzzentrum
werden als überregionales Zentrum für Herzerkrankungen rund um die Uhr vier
moderne vernetzte Herzkatheteranlagen vorgehalten. Hier können alle notwendigen
Untersuchungen zur Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der
Herzkranzgefäße, der Herzklappen und zur Bestimmung der Herzfunktion
durchgeführt werden. In einem Hybrid-Katheterlabor können Herzchirurgen und
Kardiologen zusammen komplexe interventionelle Eingriffe durchführen.
Zertifizierte, interdisziplinäre Herzmedizin
für Mitralklappenerkrankungen
Um für jeden Patienten individuell das passende Therapiekonzept festzulegen,
arbeiten im Mitralklappen-Zentrum Kardiologen, Herzchirurgen, Rhythmologen,
Radiologen im Bereich der Diagnostik sowie Anästhesisten und Intensivmediziner
mit spezieller Erfahrung in Narkoseverfahren von herzkranken Patienten eng
zusammen. Im Falle von individuellen Begleiterkrankungen werden zudem Experten
weiterer Fachabteilungen des Brüderkrankenhauses Trier, zum Beispiel
Nierenspezialisten oder Onkologen, zu Rate gezogen. "Das interdisziplinär auf
jeden Patienten abgestimmte Therapiekonzept beinhaltet alle modernen
konservativen kathetergestützen und operativen Verfahren. Die ambulante Vor- und
Nachbehandlung kann ergänzend dazu über das im Brüderkrankenhaus
befindliche Medizinische
Versorgungszentrum der Barmherzgen Brüder Trier - Innere Medizin (Kardiologie/Herzinsuffizienz)
erfolgen", erläutert PD Dr. Werner. Die Entscheidung für ein Therapieverfahren ist unter
anderem von der Anatomie und den Begleiterkrankungen des Patienten abhängig und
wird gemeinsam mit dem Patienten und seinen Angehörigen besprochen. So stellt
zum Beispiel die innovative minimalinvasive katheterbasierte Therapie vor allem
für ältere Patienten mit Begleiterkrankungen gegenüber der chirurgischen
Therapie ein geringes Operationsrisiko dar.
Die häufig komplexen Eingriffe am Herzen werden
durch die technische Ausstattung und die große Team-Expertise am Herzzentrum
Trier ermöglicht. Privatdozent Dr. med. Michael Lauterbach und Dr. med. Bruno
Sontag, Oberärzte des Mitralklappen-Zentrums, berichten: "Die katheterbasierten
Mitralklappenverfahren werden in einem hochmodernen Hybrid-OP, also einer Kombination
aus einem vollständig ausgestattetem OP-Saal und einem Herzkatheterraum
durchgeführt. Diese technische Ausstattung, ergänzt durch sogenannte Fusions-Bildgebung,
erlaubt es uns, alle komplexen Eingriffe am Herzen mit größter Präzision
durchzuführen." Der Hybrid-OP am Herzzentrum Trier war einer der ersten seiner
Art in Trier und ist Referenzzentrum für internationale Besucher.
Im Mitralklappen-Zentrum des Brüderkrankenhauses
Trier werden das MitraClip- und das PASCAL-Verfahren als minimalinvasive katheterbasierte
Verfahren bei undichten Mitralklappen angewandt. Mittels eines Clips werden das
vordere und hintere Mitralklappensegel gefasst und miteinander vereint. Bei
einer verengten Mitralklappe kommt dagegen eine Mitralklappenvalvuloplastie zum
Einsatz, dabei wird die Mitralklappe durch einen Ballonkatheter geweitet. Jährlich werden
rund 100 katheterbasierte Eingriffe an der Mitralklappe vorgenommen. Darüber
hinaus werden operative Verfahren zur Mitralklappenkonstruktion, minimalinvasiv
und konventionell, unter der Leitung von Professor Dr. med. Ivar Friedrich durchgeführt.
Stetige Weiterentwicklung
Zahlreiche
Innovationen werden in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Insbesondere
die Erwartungen an katheterbasierte Mitralklappenimplantationen, also den
kompletten Ersatz der Mitralklappe über Herzkathetertechniken, sind hoch.
"Diese neuen Therapieverfahren werden wir schrittweise am Herzzentrum Trier
etablieren, umdie Vorreiterrolle
als eines der ersten zertifizierten Mitralklappen-Zentren in Deutschland beizubehalten",
resümiert Privatdozent Dr. Werner.